Im Sommer 2016 war ich in Dubai. Nicht weil ich dorthin wollte sondern weil ich dort mit 2 Freunden Zwischenstation auf dem Weg nach Johannesburg machte. Und bei dieser Gelegenheit haben wir dann dort zwei Nächte verbracht. Das Hotel, Hyatt Regency, ohne Beanstandungen. Auf der Terrasse gab es Bier im Freien und leckeres Essen. Und am nächsten Tag dann also auf Erkundungstour in die Stadt! Und wie erlebt man eine Stadt? Am besten in dem man sich in ein Cafe setzt und den Menschen dabei zuschaut wie sie die Stadt benutzen. Das mache ich seit einer Exkursion die wir im Designstudium in die Toscana gemacht haben. Wer sich in Mantova oder Florenz auf die Piazza setzt und dem Treiben zuschaut, in den Geschäften, unter den Arkaden und in den Cafés, versteht wie die Stadt funktioniert. Und die Kultur der Menschen erschliesst sich einem wenn man die sich verändernde Nutzung im Laufe des Tages verfolgt. Wie aus dem Frühstückscafe ein Eiscafe wird und am Abend für die Promenade wird daraus eine Cocktailbar. Man versteht wie die Stadt funktioniert, wie die Jugend zueinander findet und wie sie dabei überwacht wird. Man versteht das Leben. Also los in ein Cafe und geschaut wie Dubai funktioniert. Raus aus dem Hotel, über die Straße und geschaut. Und geschaut, und geschaut und um die Ecke und die Straße hinunter und nichts. Und um die Ecke und wieder nichts. Kein Geschäft und kein Cafe. Dort ist ein Restaurant! Nein, verguckt. Das sind die Terrassen die zu einem privaten Wohnkomplex gehören. Also weiter, immer weiter und allmählich wird es heiss und heisser und man säße so gern unter einem Sonnenschirm wie in Rom, auf Sizilien, in Andalusien oder in Afrika. Aber es gibt keine Schirme, es gibt auch keine Cafes. Nirgends! Offensichtlich gibt es hier keine. Es scheinen ja auch ausschliesslich Bürogebäude zu sein und Hotels und die Hotels haben nur indoor Restaurants. Und da hätten wir ja in unserem Hotel bleiben können. Wir wollten zwar das Alltagsleben kennen lernen, die Stadt, aber nun gut, dann wird das eben nichts, dann eben ein Cafe am Strand. Also auf zur Palm, dorthin fährt die Monorail, die soll ja auch ganz spannend sein. Die wollten wir ja ohnehin ausprobieren. Dann erschliesst sich einem wohl dort diese Stadt. Rein in die U-Bahn und los, am Bahnhof aussteigen, über die Straße, hinein in das Parkhaus und durch das Parkhaus hindurch und dort hinten findet man dann den Zugang. Ticket gelöst und eingestiegen. Und ja, da unten gibt es Cafes! Da sitzen Leute am Strand und trinken Capuccino! Nächste Station aussteigen! Der Zug hält, die Türen bleiben verschlossen, sie lassen sich nicht öffnen und der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Was war das? Nächste Station! Nun aber, nein, auch hier das selbe Spiel, Es gab da wohl mal einen Bericht, dass die Monorail hauptsächlich dazu da sei, die Bediensteten in die Hotels zu transportieren und die seien die Einzigen die hier aussteigen dürfen. Alle anderen kommen mit dem Auto. Also, dann ganz hinten an der Palm können wir ja aussteigen, das haben wir ja gebucht. Und ja, von oben sehen wir auch dort Cafes und Leute die am Strand sitzen und ein Eis essen. Angekommen steigen wir aus und gehen an die Spitze, die hier als Rundung ausgebildet ist und sehen dort – nichts. Kein Café, kein Strand, da liegt niemand. Aber da ist ja die Mall und wenn man da hindurch geht, dann kommt man doch auch an die Innenseite der Palmblätter und dort haben wir doch die Cafés gesehen. Also durch die Mall durch und dort ist auch eine geöffnete Tür und ich sehe nur einen Wachposten vor der Tür und sage noch, na, ob der uns wohl durchläßt. Ja natürlich! Der steht da nur so als security! Nein, von wegen. Ob wir Hotelgäste wären? Nein? Dann haben wir auch keinen Zutritt und einen Café können wir ja hier in der Mall trinken gleich hier vorne. Nein, so hatten wir uns das ja nicht vorgestellt. Das ist ja die künstliche Welt einer Shoppingmall, die können wir auch in Hamburg oder Berlin erleben. Wir wollten ja Dubai erleben.
Wir haben uns dann schlussendlich wieder auf den Rückweg gemacht und haben auf der Terrasse des Hyatt ein paar Bier getrunken und ordentlich gegessen. Und ich habe verstanden. Dubai ist etwas für Autofahrer, nicht für Fussgänger. Der Autofahrer kann von seinem Parkplatz aus wunderbar in die Mall und ins Hotel und kommt so vom einen Innenraum zum nächsten. Hier will niemand draussen sitzen. Uns wird auch erklärt, es sei hier viel zu heiss (Komisch, die Menschen leben hier seit mehreren tausend Jahren ohne Klimaanlage und haben das ja auch überlebt und in Afrika ist es genauso heiss wie hier und dort gibt es an jeder Straßenecke Cafes) Nein, hier gibt es das all-inclusive Angebot für den Autofahrer der von einer Konfektionierten Architektur in die nächste kutschiert wird und dort in künstlichem Klima gehalten wird. Die U-Bahn ist ausschliesslich für die Bediensteten der Stadt. DIe Stationen liegen dann auch nicht in der Mall, sondern hunderte von Metern entfernt. Und Cafes gibt es nur in der Mall. Die 2 Klassengesellschaft ist perfekt in ein unten und oben geteilt. Unten die Arbeiter, oben die Bewohner in ihren Autos. Und in der Monorail ist es umgekehrt, dort lassen sich die Touristen von den Arbeitern aus gebührender Distanz betrachten und bewundern und beneiden. Und wenn Sie einen Capuccino am Strand geniessen wollen dann buchen Sie einen Urlaub am Strand. Wo ist das Problem! So geht Dubai. Kein All-inclusive Hotel sondern eine All-inclusive Stadt in der Dir vorgeschrieben wird womit Du dich zu bewegen hast und wo Du dich aufzuhalten hast. Nicht durch Zwang, einfach dadurch, dass es nur dieses eine Angebot gibt. Wie am Küchenbuffet im Hotel. Dort kannst Du auch nur das essen was angeboten wird. Sonderwünsche werden nicht erfüllt.
Dubai
Dubai
In the summer of 2016, I was in Dubai. Not because I actually wanted to go there, but because two friends and I had a layover on our way to Johannesburg. And since we were already there, we decided to spend two nights. The hotel—Hyatt Regency—was just fine. On the terrace, we had beer outside and delicious food. And the next day, it was time to explore the city!
And how does one truly experience a city? The best way, I’ve found, is by sitting in a café and watching how people use the city. I started doing that after a design field trip we took to Tuscany during my studies. Anyone who sits on a piazza in Mantova or Florence and watches the hustle and bustle—in the shops, under the arcades, in the cafés—can understand how the city works. And the culture of its people becomes clear when you observe how public spaces change throughout the day. How a breakfast café turns into a gelato spot and then, in the evening, becomes a cocktail bar. That’s how you understand a city, how the youth connect with one another—and how they’re watched while doing so. That’s how you understand life.
So off we went, out to a café to see how Dubai works. Out of the hotel, across the street—and we looked. And looked. And looked. Around the corner, down the street—nothing. Around another corner—still nothing. No shops, no cafés. Wait—there’s a restaurant! No, just kidding. That’s the terrace of a private residential complex. So we kept walking. And slowly it got hotter, and hotter—and we really would’ve liked to sit under an umbrella, like in Rome, Sicily, Andalusia, or anywhere in Africa. But there were no umbrellas. No cafés. Nowhere!
Apparently, they just don’t exist here. It seemed like everything was just office buildings and hotels. And the hotels only had indoor restaurants. We could’ve just stayed in our own hotel! We wanted to experience everyday life, the city—but alright, guess that’s not happening. Let’s try a beach café instead. So: off to the Palm! There’s a monorail that goes there, and we’d been wanting to try it anyway. Maybe that would show us the real Dubai.
We hopped on the metro, got off at the station, crossed the street, into a parking garage, through the garage—and finally found the monorail entrance in the back. Bought our tickets and got on board. And yes, down there—we did see cafés! People sitting by the beach, sipping cappuccinos! Let’s get off at the next stop!
The train stops. Doors stay shut. They won’t open. The train moves on. What was that? Next station. Surely now? No—same thing. Later we heard a report that said the monorail was mainly built to transport hotel staff—and only they are allowed to get off at those stops. Everyone else arrives by car.
Well then. Let’s get off all the way at the far end of the Palm—that’s what we had booked anyway. And yes, from up there, we could see cafés and people sitting by the beach, eating ice cream. We got off, walked to the tip of the Palm—designed as a rounded edge—and what did we find? Nothing. No café. No beach. No one there.
But wait—there’s a mall! And if we go through it, we’ll reach the inner side of the Palm leaves, where we saw the cafés. So we go through the mall, find an open door—and I already say, “Hmm, I wonder if that guard will let us through.” Of course he will, I think—he’s just security, right? Wrong. “Are you hotel guests?” he asks. No? Then you’re not allowed in. “But you can get a coffee right here in the mall.” No, that’s not what we were looking for. That’s just the artificial world of a shopping mall—we can experience that in Hamburg or Berlin too. We came to experience Dubai.
In the end, we made our way back, sat on the Hyatt’s terrace, drank a few beers, and had a good meal. And I understood something: Dubai is made for drivers—not for pedestrians. The driver can go from his parking spot directly into the mall, then into the hotel, and from one interior space to the next. Nobody wants to sit outside here. We were told it’s far too hot. (Strange, though—people have lived here for thousands of years without air conditioning and somehow survived. And in Africa, where it’s just as hot, there’s a café on every street corner!)
No, here it’s an all-inclusive offer for the driver—ferried from one prefabricated architectural shell to the next, kept in artificial climates. The metro? It’s only for the city’s workers. The stations aren’t even in the malls, but hundreds of meters away. And cafés? Only in the malls.
A perfectly designed two-class society: below, the workers; above, the residents in their cars. And in the monorail, it’s reversed: there, the tourists are observed—admired and envied—from a safe distance by the workers.
And if you want to enjoy a cappuccino by the beach? Just book a beach holiday. What’s the problem?
That’s Dubai. Not an all-inclusive hotel—an all-inclusive city. One that tells you how to move and where you’re allowed to be. Not through force—just by offering only one single option. Like the buffet in a hotel: you can only eat what’s available. Special requests? Not fulfilled.