Das Ausstellungskonzept sieht vor, eine begehbare Skulptur zu errichten, in welcher der Benutzer zum Akteur wird, zu Demjenigen, der die Ergebnisse erfährt, die Atmosphäre erlebt. Dieses Erleben beinhaltet ebenso die soziologischen, als auch die klimatischen Bedingungen. Wie fühlen sich die Anderen in diesem Raum, ist hier jemand gestresst? Liegt das an diesem Raum? 

Geräusche Stahl auf Stahl (Werft), Wind im Freien (Blumenwiese), Holzhämmern (Dachstuhl), Glas bricht, Beton schütten (Rohbau), 

Klima • Atmosphäre • Stimmung 

Doppeldeutige Begriffe, die unsere Umwelt charakterisieren und die uns beeinflussen. Diese Begriffe sind Namensgeber und Konzept. 

Die Parameter, die das Klima in den einzelnen Bestandteilen der Skulptur bestimmen sind ablesbar, erkennbar und erlebbar. Und in ihrer Eigenschaft als Skulptur sind sie natürlich Botschafter für jede klimatische Betrachtung hier auf der Erde. 

Es ist geplant, einzelne Gebäude aus Holz, Stein (Beton), Stahl, Glas und Kunststoff zu errichten. Gedacht ist an Archetypen in einer Größe von jeweils 3 x 5m Grundfläche. Mit einer Traufhöhe von 2,6m 

Die entstehende Anlage soll in veränderter Anordnung auf dem Rathausmarkt (stellvertretend für den städtischen Raum und auf den Alsterwiesen (stellvertretend für die Natur) auf- gestellt werden. Durch den Wechsel der Umgebung wird der Dialog mit der Umgebung deut- lich. Über den verschiedenen Untergründen und vor verschiedenen Hintergründen verändert sich sowohl das Material als auch die Umgebung. Kontraste und Analogien werden sichtbar. 

Durch die Skulptur erlebe ich den Platz auf dem diese steht neu. Innerhalb der Skulptur erle- be ich sowohl das Innen als auch das Außen und deren Beziehung zueinander. Es entsteht ein vielfältiges Beziehungsgeflecht zwischen der Umgebung und den Ausstellungsgebäuden und zwischen den Ausstellungsgebäuden zueinander. Im Inneren der Gebäude erfahre ich sodann die Unterschiede der verschiedenen Baustoffe und deren Veränderung im Lauf der Tageszeiten. Ich erlebe Gerüche, Enge, Licht, Luft, Dunkelheit, Feuchtigkeit, Trockenheit, Lärm und Stille in Abhängigkeit vom verwendeten Material. In allen Phasen wird die Bedeu- tung der einzelnen gewählten Parameter und deren Überlagerung erkennbar. 

Ich sehe in dieser Skulptur die Möglichkeit, den Laien auf spielerische Art an Gedanken zur Architektur heranzuführen, indem Architektur bewußt mit allen fünf Sinnen erlebt wird. 

Klimaskulptur Sven Erik Dethlefs 2006 

Die 5 Sinne 

Mit welchen Sinnen nehmen wir einen Raum wahr? 

Geruchssinn 

Holz, Beton, Grünspan, alles riecht. Glas bleibt neutral.
Kunststoff hat Weichmacher Hörsinn 

Es gibt Blinde Menschen, die wie Fledermäuse, über zurückgeworfene Schallwellen, die Größe und Lage von Bäumen „hören“. Eine Geschirrschublade ist nur krachend in der Küche, im Park ist sie viel leiser. 

Stahl, Glas, Kunststoff sind hart Beton ist dumpf
Holz ist schön, neutral. Tastsinn 

spitz, staubig, glatt. Klopfen gibt Aufschluss 

Geschmackssinn 

schmecken eher nein, aber schmecken wir nicht auch die Luft? Beton im Keller? 

Gesichtssinn 

der übliche, den ich nur in soweit konterkarieren möchte, als dass ich sage, dass dieser am leichtesten zu betrügen ist. 

Aus den oben genannten Erlebnissen resultiert das Raumklima. Nicht das was ich sehe gibt den Raum, sondern die Wandstärke. Die Aussenseiten der den Raum umgebenden Baumaterialien definieren das Raumklima. 

Welche Sinne sind also wichtig für die Rezeption? 

Zur Form 

Gewählt wurde der Archetypus des Hauses, nicht die Hütte, also das Satteldach. Die bestgehasste Form Norddeutschlands im Masstab 1:10. Entstanden sind Hausmodelle aus den 5 Materialien in sinnspezifischen Entwürfen. Das Material diktiert die Form, verändert die Form. 

Ich möchte die Sinne schärfen und aufmerksam machen auf die Bedeutung des Materials. Darauf verweisen, dass die Wahrnehmung von Architektur über den Gesichtssinn hinausgeht. Als Anregung zu weiterführenden Gedanken erhofft. 

Die Hülle selbst ist eben nicht ästhetisch, kann dies nicht sein. Die Nutzung aber kann sehr wohl zu einer Ästhetisierung führen und diese „Nutzung“ tut dies, indem sie auf das Material verweist. Und dadurch kann man diskutieren, ob diese Gebäude ästhetisch sind. 

Hamburg, im September 2006 

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